Betreuungschaos oder wie schaffe ich neue Alltagsstrukturen
Der Alltag so wie wir ihn kennen, löst sich gerade auf. Seit zwei Woche stehen Schulen und KiTas nur noch für eine Notbetreuung zur Verfügung. Um Kinderbetreuung und Arbeit irgendwie unter einen Hut zu bekommen, sind individuelle Lösungen gefragt. Betreuungskonstellationen, die auch dank der entgegenkommenden Haltung von Arbeitgebern und der Solidarität und Hilfsbereitschaft anderer in der ersten Woche gelangen, sind seit dem Kontaktverbot nicht mehr möglich. Und selbst die Arbeit im Home Office stellt einen vor neue Herausforderungen. Ein oder sogar beide Elternteile sind zu Hause, die Kinder auch und dennoch ist es nicht wie am Wochenende. Das verstehen die Kleinen oft nicht.
Erging es dir auch so? Die gewohnte Alltagsroutine rinnt dahin, andere Alltagsstrukturen sind gefragt und doch nicht gleich „zur Hand“.
Zudem steht jede Familie vor eigenen individuellen Herausforderungen. Alle sind mit dem Problem konfrontiert, ihre Kinder nicht mehr wie bisher betreuen zu können. Doch die individuelle Bedingungen sind von Familie zu Familie unterschiedlich. Was tun in der Corona-Krise? Was, wenn Patentlösungen nicht verfügbar sind?
Wir beschäftigen uns gerne mit Problemen. Wir sind Problemexperten – wir wissen genau was nicht funktioniert und warum es nicht klappt. Doch dieser analytische Blick auf das Problem bewirkt in den allermeisten Fällen, dass wir weiterhin ein Problem haben und die damit einhergehenden negative Gefühle uns wie Betonfüße „runter ziehen“. Um also nicht mit dem Problem des Betreuungschaos unterzugehen, müssen Lösungen her. Genau hier wollen wir ansetzen. Wer die problematische Situation kennt, hat auch die Möglichkeit, Lösungen dafür zu finden. Einzige Bedingung: wir müssen den Blick weg vom Problem hin zur Lösungssuche richten. Gar nicht so leicht! Deshalb möchten wir euch gerne dabei helfen!
Wie die Lösung genau ausschauen soll, weißt du noch nicht. Versuche zu benennen, wie du dir die Situation für dich und deine Familie wünscht. Wie soll euer Familienalltag während den Beschränkungen der Corona-Pandemie sein / sich anfühlen, wenn ihr einen gelingenden Umgang damit gefunden habt? Nimm dir für die Beantwortung dieser Frage viel Zeit.
Welche der Dinge in deiner erwünschten Zielvorstellung, kennst du aus eurem Familienalltag? Welche haben sich bisher in eurem Alltag bewährt und könnten auch weiterhin in dieser besonderen Situation beibehalten werden? So hat sich für viele vor allem der Alltag in der ersten Tageshälfte verändert. Welche der gelebten Ritualen können weiterhin aufrecht erhalten werden? Welche Dinge, die ihr bisher in Ausnahmefällen so gehandhabt habt, könnte jetzt hilfreich sein und möglicherweise zur neuen Alltagsroutine werden? Was hat sich im Alltag nicht verändert und kann weiter so gelebt werden? Versucht bewährte Alltagsroutine bestehend aus regelmäßigen Abläufen und wiederkehrenden kleinen Ritualen, wie z.B. die Bettgeh-Rituale beizubehalten. Sie geben euch und insbesondere euren Kindern das Gefühl von Stabilität und Sicherheit. Mit diesem positiven Grundempfinden können wir uns leichter neuen Aufgaben zuwenden. Die aktuelle Situation fordert genau das von uns: mit Kreativität und Zuversicht den veränderten Alltag bewältigen.
Nun gilt es zu der bewährten und weiter beizubehaltenden Alltagsroutine neue Ideen zu entwickeln. Was hast du zur Verfügung, das du nun nutzen kannst? Was können andere Familienmitglieder, das nun hilfreich ist? Nutze dabei eure Stärken. Was könnt ihr gut? / Was tut euch gut? Lass dabei alle Ideen zu, die dir einfallen. Versuche sie nicht zu bewerten «Ist das eine gute Idee?», « Ist die Idee umsetzbar?», usw. Schließe Ideen nicht aus. Vielleicht entwickelt sich aus einer Idee, die dir zunächst nicht umsetzbar erscheint, später eine sehr hilfreiche Lösung.
Wähle für diese Ideensammlung ruhig räumlichen Abstand. Gehe raus, mach einen Spaziergang oder zieh dir Laufschuhe an und geh Joggen. Sich zu bewegen, lässt oft die Gedanken besser fließen und gleichzeitig hast du etwas Zeit für dich. Diese Momente sind wichtig, um deine Akkus wieder aufzuladen.
Nun hast du eine Sammlung von verschiedenen Ideen. Einige davon werden dir umsetzbar erscheinen, andere vielleicht weniger. Beziehe jetzt andere mit ein. Frage deinen Partner, deine Kinder (wenn sie schon etwas älter sind) oder Menschen, die dich und deine Situation gut kennen und bitte sie um Feedback. Feedback ist keine Aussage über deine Fähigkeit als Mutter / Vater oder dich als Person. Gutes Feedback ist eine Aussage über den Stand deines Projektes „neue Alltagsstrukturen zu schaffen“. Die Rückmeldungen werden dir helfen, deine Ideen weiterzuentwickeln … nicht alle, aber ein paar Rückmeldungen werden dir sicher dabei helfen.
Und jetzt probiere es aus! Erzähle deinen Kindern, dass es für die Zeit der Corona-Pandemie mit den getroffenen Schutzmaßnahmen neue Rituale und Tagesabläufe gibt und beginne mit der Umsetzung. Setze dich dabei nicht unter Druck, dass eine gute erdachte Idee sofort funktionieren muss. Veränderung braucht Zeit … insbesondere dann, wenn sie so plötzlich und allumfassend über uns hereinbringt, wie gerade.
Beobachte, wie sich die veränderten Alltagsrituale auf deine Familie auswirken. Funktionieren sie für die Erwachsenen? Kommen die Kinder gut damit zurecht? Was sagen die einzelnen Familienmitglieder zu den Veränderungen. Nimm auch das als Feedback … behaltet bei, was gut läuft. Verändere oder verwerfe, was sich nicht bewährt. Betreibe Change Management … und das jeden Tag aufs Neue!
Welche Lösungen habt ihr in der Corona-Krise für euch gefunden? Welche alten Rituale habt ihr beibehalten? Schreibt es gerne in die Kommentare.
Bleibt gesund!
Deine
2 Kommentare
EvaMagRegenbogen
Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für den interessanten Beitrag in eurem Blog! Ich habe den Text nicht ganz gelesen, sondern nur überflogen… weil ich einfach aktuell keine Zeit habe… Ich bin Vollzeit berufstätig und arbeite aktuell mehr denn je (homeoffice), da die beruflichen Anforderungen und Herausforderungen gerade jetzt auch teilweise stark ansteigen. Mein Mann ist selbstständig und muss aufgrund der aktuellen Situation zudem selbst mehr arbeiten. Leider wird das Tablet daher manchmal als Babysitter benötigt. Wir achten darauf, dass die Inhalte altersgemäß sind – aber wie können wir das sinnvoll strukturieren? So, dass das für unsere 7jährige Tochter verständlich bleibt, dass Tablet was besonderes und die Ausnahme ist und nicht die Regel? Mittlerweile fordert Sie das auch ziemlich ein… Ich freue mich über euer Feedback und bleibt gesund, sowie viel Erfolg mit eurem Konzept 🙂
Liebe Grüße
Eure EvaMagRegenbogen
Socialitas
Hallo EvaMagRegenbogen,
vielen Dank für dein Feedback und deine Anregungen! Ähnlich wie dir geht es auch uns und vielen anderen. Deshalb haben wir uns intensiv mit dem Thema Home Office mit Kind beschäftigt und einen Beitrag mit 7 Tipps dazu verfasst. Wir hoffen, du kannst für dich etwas in euren momentanen Familienalltag mitnehmen!
Viele Grüße
Deine Socialitas