Weihnachtszauber
Corona

Weihnachtszauber trotz oder wegen Corona

Die Vorweihnachtszeit beschert uns alle Jahre wieder vertraute Rituale. Sie strukturieren die Zeit des Wartens, vermitteln uns wohlige Gefühle und schenken uns Geborgenheit. Erleben wir sie gemeinsam mit Kindern, wird diese Zeit auch für uns Erwachsenen zu einer ganz besonderen, ja sogar magischen Zeit. Es könnte so schön sein! Doch dieses Jahr scheint uns Corona in Grinch-Manier das Weihnachtsfest stehlen zu wollen. Die aktuellen Beschränkungen verhindern, dass wir Bräuche und Rituale in gewohnter Weise leben. Statt auf den Marktplätzen des Landes in der vergangenen Woche das vertraute Potpourri von Glühwein und gebrannten Mandeln zu riechen, wurde die Liste der abgesagten Weihnachtsmärkten immer länger.

Groß war die Enttäuschung vieler Orts bereits, als vor zwei Wochen die Laternenumzüge abgesagt wurden. Kein Martinsspiel, kein St. Martin auf dem Pferd, kein Laternenumzug, kein gemeinsames Singen der Lieder, kein Teilen der Martinsgänse, kein gemeinsames Punschtrinken. «Sooooo schade!» war trotz dem Verständnis für die Notwendigkeit der Absage die einhellig wahrgenommene Meinung.

Familien-Laternenumzug statt Kita-Laternenumzug bei uns

Bei uns bedeutete die Absage jedoch nicht, dass der Laternenumzug dieses Jahr ganz ausgefallen ist. Auch dieses Jahr hatten die Kids in der Kita wieder eine Laterne gebastelt. Und als Anregung, zuhause St. Martin zu feiern, hatten sie zur selbstgebastelten Laterne ein «St. Martin-at-home-Paket» mit nach Hause gebracht. Liebevoll zusammengestellt befand sich darin ein Text zur Legende von St. Martin, das St. Martinslied, eine Bastelanleitung für eine Tischlaterne incl. Teelicht, Rezepte für Martinsgänse und Kinderpunsch, sowie ein Teebeutel.

Also zogen wir uns am Abend des Martinstages warm an und machten einen Familien-Laternenspaziergang. Die Kinder liefen mit ihren Laternen vorne Weg in die Nacht und unser gemeinsames «Ich geh mit meiner Laterne» erhielt noch eine orchestrale Youtube-Untermalung. Wir blieben nicht lange allein, immer wieder begegneten wir anderen benachbarten Familien, die ebenfalls mit ihren Kindern und leuchtenden Laternen durch die Straßen des Wohngebietes spazierten. Den einen winkten wir zu, mit anderen teilten wir ein Stück unseres Weges. Nach einer kleinen Plätzchenpause und einer zweiten Laternenrunde machten wir uns wieder auf dem Heimweg. Unter die Sofadecken gekuschelt und selbstgemachten Punsch schlürfend gab es zum Abschluss die St. Martins-Geschichte als Betthupferl.

Für die Kleinen wie Großen war der Familien-Laternenspaziergang eine sehr gelungene und absolut stressfreie Aktion. Der individuelle und familiäre Rahmen ermöglichte eine bewusste und intensive Wahrnehmung der Eindrücke und Erlebnisse.

Blick zurück zum letztjährigen Laternenumzug

Und weil es ein so entspannter Abend war, reichte die verbliebene Zeit und Energie, um den letztjährigen Laternenumzug in Erinnerung zu rufen. Was genau ist uns mit der Absage entgangen?

Letztes Jahr fanden sich etwa 150 Kinder mit ihren Familienangehörigen auf dem Vorplatz der Kirche ein. All die Vorfreud und Aufregung der Kinder sorgte für ein Gewusel und ein Gelärme, das es Eltern schwer machte, den Überblick zu behalten. Wer keinen Platz in der vorderen Reihe beim St. Martinsspiel hatte ergattern können, stemmte die eigenen Kinder entweder auf die Schultern, dass sie zumindest die Mütze des heiligen St. Martins und die Ohren seines Pferdes sehen konnten, oder man war damit beschäftigt, sie gebetsmühlenartig daran zu erinnert, nicht plötzlich in die Nacht zu verschwinden.

Auch beim Laternenumzug bleiben die Eltern in ihrer Wachsamkeit und Geduld weiter gefordert. Einmal kurz nicht aufgepasst, schon hatte sich der Filius mit seiner Laterne einem Freund angeschlossen und war in der Menge nicht mehr auszumachen. Das Megaphon des Pfarrers machte seine Erzählungen und Lieder während der Laternenprozession nicht wirklich verständlicher, trug dafür aber zum stetig steigendem Stresslevel bei. Wer dann noch, beim Halligalli im Kindergarten zwischen Punsch- & Martinsgansbude und nachtschattenen Klettergeräten die Nerven behielt, hatte es immer noch nicht geschafft. Das Finale 1. Akt: müde und zugleich überdrehte Kinder davon zu überzeugen, dass sie nicht ALLES verpassen, nur weil wir vor ALLEN anderen gehen. Das Finale 2. Akt: sehr müde, aber immer noch überdrehte Kinder ins Bett bringen. Danach freut man sich darüber, dass erst in einem Jahr der nächste Laternenumzug ansteht.

Unser Resümee

«Sooooo schade!», war die Absage des Laternenumzuges gar nicht. Was als Plan-B gedacht war, wurde zu einem absoluten Highlight im Weihnachts-Countdown. Gerade wenn die Zeit knapp bemessen ist, vergessen wir schnell, dass uns all die Rituale und Bräuche dabei helfen sollen, das, worum es beim Weihnachtsfest geht, zu leben und zu erfahren. Weihnachten, das Fest zu Christi Geburt ist das Fest der Liebe und Nächstenliebe.

Es geht darum, Zeit mit unserer Familie und uns nahestehenden Menschen zu verbringen.

Es geht darum, füreinander da zu sein, einander eine Freude zu machen, sich etwas zu schenken.

Wie gestalte ich meine Advents- und Weihnachtszeit?

Viele (Vor-)weihnachtsrituale haben ihren Platz in der Familie. Hier können die aktuellen Beschränkungen einen Slowdown-Effekt haben. Nutze die äußere Verlangsamung dazu, um die Advents- und Weihnachtszeit mit deiner Familie ganz bewusst wahrzunehmen und zu leben.

Anders sieht es bei Bräuchen und Gewohnheiten aus, die wir mit Freunden pflegen. Gerade sie können wir aufgrund der aktuellen Beschränkungen nicht in gewohnter Weise umsetzen. Was tun? Besinne dich hier der Intension des Rituals und wandele seine Form ab bzw. passe es den Gegebenheiten an, ohne seinen Charakter aufzugeben. Schon mal Schrottwichteln per Post ausprobiert? Oder das gemeinsame Vergnügen beim Skype-Adventstreffen in Erwägung gezogen? Dir fallen bestimmt Möglichkeiten ein, um Zeit mit lieben Menschen zu verbringen und euch gegenseitig eine Freude zu machen.

Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich aus der ein oder anderen Idee ein neues Weihnachtsritual. Dafür braucht es nur drei Dinge: eine feste Zeit, Wiederholung und Aufmerksamkeit.

Welche vertrauten Rituale sind für dich besonders wichtig? Welche Veränderungen bisheriger Bräuche oder welche neuen Ideen möchtest du nächstes Jahr wiederholen? Schreib es gerne in die Kommentare.

Deine

Socialitas

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert