Familie

7 Tipps für Home Office mit Kind

Viele starteten vergangenen Montag nach ein, zwei Wochen Urlaub und etwas Durchatmen in eine weitere Woche Corona-Home Office. Die ersten Erfahrungen in der heimischen Verschmelzung von Familienalltag und Berufsleben sind gemacht … gute und gelingende, genauso wie misslingende und frustrierende Erfahrungen.

Was tun damit? Zumal man sich als Eltern in diesem Experiment manchmal mehr wie eine Laborratte fühlt, als der alles überblickende Versuchsleiter.

Führe Dinge fort, die gut geklappt haben und versuche zu verändern, was für euch – Eltern wie Kinder – nicht funktioniert hat. Dazu möchten wir dir einige Ideen / Herangehensweisen vorstellen, wie Arbeit im Home Office und Kinderbetreuung aus unserer Sicht zu meistern sind:

1. Die Situation erklären
Wie bereits in unserem letzten Beitrag beschrieben, ist es wichtig, dass dein Kind die Situation versteht. «Warum ist Papa / Mama nun mehr oder sogar ganz zuhause?» «Warum ist es dennoch anders als in vergleichbaren Situationen, wie beispielsweise am Wochenende oder in den Ferien?». Um diese neuen und außergewöhnlichen Umstände zu verstehen, also einordnen zu können, braucht es viele und wiederholte Erklärungen. Auch wenn Kinder bereits gehört haben, dass Corona den Alltag verändert und ihre Eltern nun mehr zuhause sind, um zum einen zu Arbeiten und zum anderen für sie da zu sein, werden wie immer wieder und in den verschiedensten Situationen eine Erklärung dafür brauchen. Es muss keine neue Erklärung sein, eher die Bestätigung, dass auch das nun so ist, weil …

2. Gemeinsam einen Zeitplan entwerfen
Home Office bedeutet für Kinder die (zeitliche) Zurückstellung von Bedürfnissen … und das während sie bis ins Grundschulalter hinein ihr Zeitgefühl erst entwickeln – sozusagen eine große Herausforderung unter erschwerten Bedingungen. Feste Zeiten und wiederkehrende Strukturen können ihnen helfen, dennoch den Tag zu überblicken und z.B. den Wunsch nach einem gemeinsamen Spiel mit Papa / Mama, in dem Wissen, dass er / sie nach dem Mittagessen Zeit hat, aufzuschieben.

Was ist für einen funktionierenden Zeitplan zu berücksichtigen?Überlegt im Vorfeld, zu welchen Zeiten ihr arbeiten müsst und wo ihr möglicherweise flexibel seid bzw. eine Verschiebung der Arbeitszeiten z.B. in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden möglich ist Überlegt gemeinsam mit euren Kindern, wann ihr Zeit mit ihnen verbringen könnt. Was ist den Kindern wichtig? Kinder an diesen Überlegungen zu beteiligen, bedeutet ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen und den Ablauf für sie nachvollziehbar zu machen. Beides sind wichtige Voraussetzungen für eine gelingende Umsetzung. Legt dann genaue Zeiten fest und nutzt die festen Essenszeiten für Orientierungspunkte im Tagesablauf. Achte auch darauf, dass die Home Office-Zeiten nicht zu lange sind und so über den Tag verteilt, immer wieder Raum für gemeinsame Zeit ist.

3. Ideensammlung oder Spielebox anlegen
Aus dem Wissen, wann Mama / Papa arbeiten müssen und wann Zeit für gemeinsame Dinge ist, folgt noch keine gelingende Koexistenz zwischen Home Office und Kinderbetreuung. Was noch fehlt sind Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten der Kinder für die elterliche Arbeitszeit. Schon seit Einstein ist Zeit bekanntermaßen relativ. In ein interessantes Spiel vertieft, verfliegt die Home Office-Zeit rasend schnell, während sie sich ohne diesen positiven Fokus scheinbar endlos in die Länge zieht.

Überlege gemeinsam mit deinen Kindern, was sie während der Home Office-Zeit machen können. Sammelt verschiedene Ideen, die ihr entweder auf einem ansprechend gestaltetem Papier notiert oder tatsächlich in einer großen Box / Kiste zusammentragt.
Damit haben Kinder eine Orientierungsmöglichkeit, wie sie mit der Arbeitszeit ihrer Eltern oder aufkommender Langeweile umgehen können. Und du hast die Möglichkeit, sie ggf. darauf verweisen zu können.

Und wichtig: für Ideensammlungen und Spieleboxen gilt das Gleiche wie für erarbeitete (Home Office-)Pläne: was funktioniert bleibt, was nicht funktioniert fliegt raus und was brauchbar klingt, wird aufgenommen.

4. Auf die Qualität der Zeit achten
Home Office und Kinderbetreuung bedeutet nur begrenzt Zeit sowohl für das eine, wie das andere zu haben. Aus Kindersicht betrachtet sind die Eltern nun viel mehr da, und doch nicht präsent … ein ganz unterschiedliches Erleben und doch gemeinsames Dilemma. Aus unserer Sicht lässt es sich lösen, indem man auf die Qualität der Zeit und Tätigkeit – sowohl während der Arbeit als auch bei der Kinderbetreuung – achtet.

Achte darauf, wo dein Fokus liegt. Versuche ihn immer auf das eine oder das andere zu richten. Sei in der gemeinsamen Zeit mit den Kindern nicht nur körperlich anwesend, sondern sei nur für sie da. Richte deinen Fokus zu 100% darauf.

Diese Beachtung, die Kinder damit erfahren, macht sie zufrieden und glücklich. Ihre Bedürfnisse sind damit gestillt und sie können leichter akzeptieren, dass du nun deine Aufmerksamkeit wieder der Arbeit zuwenden musst.

5. Grenzen setzen und einfordern
Wir sollen ausgerechnet jetzt auch noch die viel gepredigte Konsequenz in unserem Erziehungsverhalten zelebrieren? Warum ist das jetzt wichtig? Vieles ist anders, einige der gewohnten und vertrauten Dinge funktionieren in der aktuellen Situation nicht mehr. Das schafft Unsicherheit. Jetzt als Eltern heute so und morgen anderes zu reagieren, würde diese Unsicherheit verstärken. Stattdessen ist es wichtig, dass die Kinder das Gefühl vermittelt bekommen, dass Papa / Mama wissen, wo es gerade langgeht. Grenzen setzen und diese einzufordern bedeutet Verlässlichkeit und ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Grenzen setzen bedeutet im ersten Schritt Regeln und Strukturen zu schaffen und sie im zweiten Schritt zu bewerten. Welche Regel ist notwendig und hilfreich? Welche Regel ist unumstößlich und absolut wichtig in der Einhaltung? So kann eine Regeln z.B. sein, dass während der Arbeitszeit die Kinder leise spielen und Papa / Mama möglichst nicht stören sollen. Diese Regeln beinhaltet jedoch auch die Möglichkeit, wegen wichtigen Dingen kurz zu stören … was bei einigen Arbeitsprozessen ja durchaus machbar ist. Anders verhält es sich beispielsweise bei einer laufenden Telefonkonferenz. Hier ist stören nur bei existenziellen Belangen, also quasi nie, erlaubt. Für Kinder muss dieser Unterschied ausgesprochen und nachvollziehbar gemacht werden. Ein gemeinsam entworfenes Schild für die Bürotür kann nochmal eine unterstützende Verdeutlichung sein.

Im dritten Schritt gilt es dann, bei den Regeln und ihrer Gewichtung zu bleiben. Was gestern noch Stürme der Empörung ausgelöst hat, darf heute nicht mit einem Achselzucken hingenommen werden. Bleib verlässlich in deinem Verhalten und damit zuverlässig für dein Kind.

Grenzen zu setzten und sie gleichbleibend einzufordern ist erst einmal Arbeit. Es ist jedoch Investitionsarbeit, die sich lohnt. Wenn Kinder wissen, woran sie sind, dann müssen sie das auch nicht tagtäglich aufs Neue herausfinden bzw. austesten.

6. Ausnahmen erlauben
Was jetzt … erst konsequent sein und nun Ausnahmen erlauben? Ja! Regeln sind wichtig. Trotzdem entstehen immer wieder Situationen, in denen die ein oder andere Regel schwer oder gar nicht umzusetzen ist. Dann sind Ausnahmen eine Möglichkeit oder vielleicht sogar ein notwendiger Schritt, damit umzugehen. Ausnahmen gehören dazu.

Doch sie sprengen nur dann all unsere verlässlichen Bemühungen nicht, wenn wir sie als solche benennen, ihre Veranlassung erklären und darauf hinweisen, dass diese Ausnahme nicht zur grundsätzlichen Veränderung der bestehenden Regel führt.

Ausnahmen gehören dazu … nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns. Ausnahmen zu machen, bedeutet auch mal nachsichtig zu sein, zu erkennen, dass Dinge und Ansprüche nicht immer und in allen Situationen gleich zu leisten und zu erfüllen sind. Perfektionismus ist im Corona-Home Office fehl am Platz … wir können uns ihm irgendwann wieder an unserem regulären Arbeitsplatz zuwenden. Bis dahin hat er Pause!

7. Auf sich selbst achten
Egal wie gut der tägliche Spagat zwischen der Arbeit im Home Office und der Kinderbetreuung gelingt, er ist anstrengend. Die erforderliche Energie jeden Tag aufs Neue und von Woche zu Woche dafür aufzubringen, ist nur möglich, wenn die eigenen Bedürfnisse gesehen und berücksichtigt werden.

Halte dir kleinere wie größere Zeiten, die dir gehören und in denen du das tun kannst, was dir gut tut, während des Tages frei. Wo besteht die Möglichkeit einer Tätigkeit wie Sport oder einem Hobby nachzugehen?
Tausche dich dazu mit deinem/er Partner/in aus. Wo werden seine/ihre Bedürfnisse berücksichtigt? Wo könnt ihr euch gegenseitig unterstützen? Stellt euch diese Frage nicht nur einmalig, sondern wiederholt … nur so könnt ihr sich verändernde Gegebenheiten miteinbeziehen, bevor sie euch stressen oder gar überfordern.

Was von den aufgezählten Tipps spricht dich an? Was möchtest du gerne für dein Corona-Home Office übernehmen? Nimm dir einfach das raus, was zu euch passt!

Welche der vorgestellten Tipps waren für euch hilfreich? Welche eigenen Ideen haben sich inzwischen bei euch bewährt? Schreib es gerne in die Kommentare.

Deine

Socialitas

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