Aufräum-Challenge Teil 3: Ausmisten und Ordnung schaffen
Das Spiel von Kindern sprengt oft den Ordnungssinn ihrer Eltern. Kinder fokussieren sich im Spiel alleinig auf die Umsetzung sich entwickelnder Spielideen und nicht selten wechselt dabei eine Idee die nächste ab. Spannend und vielversprechend erscheint der neue Spielimpuls. Was ist mit Aufräumen? Nein, dafür ist keine Zeit! Die neue Spielidee drängt und will realisiert werden. Die bisherigen Spielmaterialien werden fallen- oder zurückgelassen. Zwei Spielideen später ist das ehemals aufgeräumte Kinder- oder Wohnzimmer im Chaos versunken und die Schmerzgrenze des elterlichen Ordnungssinns erreicht. Mal schimpfen wir, mal räumen wir es selbst weg und in jedem Fall ärgern wir uns darüber.
Muss das so sein?
Müssen sich Eltern zwangsläufig mit der kindlichen Unordnung arrangieren, weil sie zum Familienalltag gehört, wie der Kinderstuhl am Küchentisch oder die Rutsche im Garten?
Nein! Doch mache dir bewusst, dass das Thema Ordnung ein Erziehungs- und Entwicklungsthema ist, bei dem Kinder die Unterstützung ihrer Eltern brauchen.
Auch hier lernen Kinder von ihren Eltern … von dem, was sie ihnen zeigen, aber auch vorleben. Insbesondere ab dem dritten Lebensjahr entwickeln Kinder ein Interesse für Ordnung. Damit einher geht ihr Wunsch, möglichst viel selbst zu machen. Sie dabei zu begleiten und ihn ihrem Bestreben zu unterstützen, hilft ihnen zu lernen, wie man aufräumt und Ordnung hält … irgendwann auch ohne die Hilfe von Papa oder Mama.
Im zweiten Teil unserer Aufräum-Challenge hast du euren Familienalltag analysiert. Du hast das Spielverhalten deiner Kinder beobachtet, hast versucht ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, hast festgestellt, was gut klappt und was Schwierigkeiten macht. Auch hast dich mit deinem Partner / deiner Partnerin dazu ausgetauscht.
- Welche deiner Beobachtungen findest du gut und / oder scheinen für deine Kinder so wichtig zu sein, dass du sie beibehalten möchtest?
- Für welche Schwierigkeiten möchtest du eine Lösung finden?
Zu Beginn der Aufräum-Challenge hast du dich viel mit deinem eigenen Ordnungssinn beschäftigt. Ein möglicher Lösungsweg könnte sein, dass du deine Sichtweisen etwas veränderst. Die Unordnung aus Kindersicht betrachtest und deinen Bewertungsmaßstab dieser Sichtweise anpasst. Kinder müssen Gegenstände zweckentfremden, sich ausprobieren und spielen dürfen. Es ist ihre Art, die Welt zu entdecken, eine Welt, die nun mal im Kinderzimmer bzw. ihrem zu Hause beginnt.
Ein anderer Lösungsweg könnte sein, dass du räumliche Strukturen und Ordnungselemente schaffst, die den kindlichen Spielbedürfnissen entsprechen und gleichzeitig das Aufräumen und Ordnung halten erleichtern. Für andere Schwierigkeiten braucht es neue oder veränderte Spiel- und Aufräumregeln.
Ausmisten & Ordnung schaffen
Um räumliche Strukturen und Ordnungselemente soll es heute im dritten Teil der Aufräum-Challenge gehen. Durch sie können Rahmenbedingungen für Kinder geschaffen werden, in denen es ihnen leichter fällt, Ordnung zu erlernen.
Ausmisten – weniger ist mehr
Oft sind es die Spielsachen selbst, die jeden Gedanken ans Aufräumen im Keim ersticken, genaugenommen die Vielzahl an Spielsachen. Kinder haben meist viel zu viel Spielsachen. An Geburts- und Feiertagen, aber auch unterm Jahr gesellen sich immer wieder neue Spielsachen zu den bereits vorhandenen. Mit vielen davon wird gar nicht mehr gespielt. Was tun? Ausmisten! Wer weniger hat, findet schneller das gesuchte Spielmaterial und muss später weniger aufräumen.
1. Bespreche mit deinem Kind / deinen Kindern das Vorhaben
Erkläre ihnen, warum du mit ihnen ihre Spielsachen aussortieren möchtest und überlegt gemeinsam, was in einem Kinderzimmer möglich ist, aus dem alle alten und abgespielten Spielsachen verschwunden und nur die wichtigen und tollen Spielsachen geblieben sind.
2. Legt fest, was mit den Spielsachen passieren soll
Sich von Spielsachen, mit denen man lange gespielt hat zu trennen, fällt schwer. Zu wissen was mit ihnen passieren wird, hilft beim Loslassen. Legt daher für das Aussortieren der Spielsachen Kategorien fest, die beschreiben, was mit ihnen passieren soll. Folgende Kategorien möchten wir dir vorschlagen:
- Spielzimmer – damit will ich weiter spielen
- Dachboden / Keller – damit möchte ich vielleicht irgendwann wieder spielen
- Verschenken / Spenden – das möchte ich anderen Kindern schenken
- Werkstatt – das muss repariert werden, damit ich wieder damit spielen kann
Vielleicht habt ihr eine andere Idee und findet für euch eine andere Einteilung.
3. Gemeinsames Ausmisten
Sortiert nun die Spielsachen gemeinsam in große Kartons oder Waschkörbe ect. – einen für jede festgelegte Kategorie. Alles was nicht in eine der Kategorien passt, landet im Müllsack und wird weggeschmissen. Berücksichtige, dass es die Spielsachen deines Kindes / deiner Kinder sind … sie entscheiden, was bleibt und was geht. Sortiere nicht eigenmächtig oder über ihren Kopf hinweg aus, sondern begleite und unterstütze sie bei ihrer Entscheidungsfindung. Das beansprucht viel Zeit und ist nicht unbedingt auf einmal zu schaffen. Doch nur so bekommen Kinder ein Gefühl dafür, was ihnen tatsächlich wichtig ist und auf was sie auch gut verzichten können.
Ordnung schaffen – im Sinne der Zweckmäßigkeit des Spiels
Nun gilt es für die verbliebenen Sachen einen Platz zu finden, an dem sie aufgeräumt auf ihren nächsten Spieleinsatz warten.
- Spielsachen sortieren
Sortiert alle Spielsachen nach Bereichen z.B. Lego, Bausteine, Bücher, Kuscheltiere, Puppen, Eisenbahn, usw. und gebt ihnen einen (Aufräum-)platz, am besten in einer offenen Kiste oder Korb. Ihr könnt diese auch beschriften oder – für Kinder, die nicht lesen können – mit einem Foto versehen. So bekommt alles seinen festen Platz. - (Aufräum-)Platz für Spielsachen finden
Damit die Ordnung das kindliche Spiel nicht behindert, sondern beflügelt, gilt es die Kisten und Körbe so anzuordnen, dass sie für die Kinder in den verschiedenen Spielsituationen gut erreichbar sind. Hier helfen dir nun deine Beobachtung, wo dein Kind / deine Kinder, was gerne spielen. Schaut dein Kind z.B. gerne im Bett Kinderbücher an, ist es sinnvoll die Bücher in Griffweite vom Bett unterzubringen. Damit Spielsachen selbständig genommen und auch wieder aufgeräumt werden können, sollten sie nicht oberhalb der Augenhöhe des Kindes angebracht, sondern in kindgerechter Höhe aufbewahrt werden. Beziehe auch hier dein Kind / deine Kinder mit ein. Wo möchten sie was spielen?
Nächste Woche wollen wir der Frage «Welche Spiel- und Aufräumregeln helfen Kindern, Ordnung zu halten bzw. zu erlernen?» nachgehen.
Bis dahin wünschen wir dir gutes Gelingen beim gemeinsamen Ausmisten und Einräumen der Spielsachen. Und vergesst vor lauter Tatendrang nicht, dabei immer wieder Pausen zu machen. Feiert euch für den Arbeitseifer und belohnt euch gemeinsam für die geleistete Arbeit.
Deine