Spiel- und Aufräumregeln
Familie

Aufräum-Challenge Teil 4: Spiel- und Aufräumregeln

Kinder lieben es, zum Spielen möglichst viele Spielsachen um sich zu haben. Die Spielkiste mit Bausteinen wird ausgeleert, ehe das erdachte Legosteinprojekt in die Bauphase übergeht. Für das Bild braucht es alle zur Verfügung stehenden Stifte, die am besten griffbereit auf dem Küchentisch liegen. Und danach? Was bis eben noch für Begeisterung und kreative Ideen sorgte, wirkt sich nun beim Thema Aufräumen lähmend aus. «Das alles soll ich aufräumen?» Viele Kinder versuchen sich um das Aufräumen ihrer Spielsachen zu drücken. Und so ist die entstandene Unordnung in vielen Familien das Konfliktthema #1.

Wenn es dir auch so geht, bist du vielleicht bereits bei unserer Aufräum-Challenge dabei. Falls nicht, möchten wir dich einladen, mitzumachen. Wir haben unsere 4-teilige Challenge im Abstand von einer Woche veröffentlicht. Diese Zeit solltest du dir auch für die Bearbeitung und Umsetzung der einzelnen Themen nehmen.

Was haben wir bisher gemacht?

Ordnung bzw. Unordnung hat viel mit den eigenen Bedürfnissen und Bewertungsmaßstäben zu tun. Im 1. Teil nehmen wir unsere eigenen Bedürfnisse wahr und betrachten bisher bestehende Regeln und Normen. Im 2. Teil beziehen wir die Bedürfnisse anderer Familienmitglieder – insbesondere die unserer Kinder – mit ein, überprüfen unsere bisherigen Bewertungsmaßstäbe und passen sie ggf. an die neugewonnene Sichtweise an. Mit dem gemeinsamen Ausmisten der Spielsachen und der Schaffung von Ordnung sorgen wir im 3. Teil für günstige räumliche Strukturen und Rahmenbedingungen. Und mit dieser positiven Ausgangssituation soll es im finalen 4. Teil unserer Aufräum-Challenge um Spiel- und Aufräumregeln gehen, die Kindern helfen, Ordnung zu erlernen und halten zu können.

Betrachten wir noch einmal kurz die geschaffene Ausgangsituation. Zusammen mit den Kindern haben wir ihre Spielsachen auf einen Umfang reduziert, der auch ihren aktuellen Spielinteressen entspricht. Ohne diese «überflüssigen Spielzeugpfunde» und mit den geschaffenen Aufräumplätzen, die sich am Spielverhalten der Kinder orientieren, wird ihnen das Aufräumen leichter fallen. Und trotzdem bleibt Aufräumen eine Fertigkeit, die Kinder – wie viele andere Sachen auch – erst lernen müssen.

Wie lernen Kinder Aufräumen
1. Beziehe dein Kind beim alltäglichen Aufräumen mit ein

Aufräumen ist Teil unseres Alltags. Besonders kleine Kinder fühlen sich «groß», wenn sie hier «richtige Aufgaben» übertragen bekommen. Nicht selten sind sie mit Begeisterung dabei und entwickeln dadurch Selbstvertrauen.

2. Gemeinsam aufräumen

Kleinkinder brauchen Hilfe beim Aufräumen ihres Zimmers. Gemeinsam mit Papa oder Mama sind sie aber durchaus in der Lage, herumliegende Spielsachen wegzuräumen. Von ihnen können sich die Kids vieles abschauen und lernen wie man aufräumt. Kleine klare Aufträge, wie z.B. Bausteine einzusammeln und in die Kiste zu räumen unterstützen diesen Lernprozess zusätzlich.
Wird beim Aufräumen die Puppe spielerisch zu Bett gebracht oder das Spielzeugauto in die Garage gefahren, macht das Ganze auch noch Spaß. Spielerische Rituale wie diese knüpfen an Alltagserlebnissen – wie z.B. das eigene Zubettgehen oder das Parken der Familienkutsche nach dem Ausflug – an. Alle Spielsachen aufzuräumen, um dadurch einen Zustand der Ordnung herbeizuführen, ist hingegen aus Kindersicht klein nachvollziehbarer Grund. Erst mit etwa 3 Jahren beginnen Kinder einen Ordnungssinn zu entwickeln und sind mit ca. 4 Jahren in der Lage, in Teilbereichen wie z.B. dem Bauteppich für Ordnung zu sorgen. Dann können sie einzelne Aufträge auch zunehmende alleine erledigen.

3. Mit Unlust umgehen

Spielen macht mehr Spaß als Aufräumen. Gerade dann, wenn Kinder in ihr Spiel vertieft sind und Spaß an ihrem Tun haben, möchte sie auch nicht damit aufhören, schon gar nicht, um aufzuräumen. Um deinem Kind den «Abschied» von seinem Spiel zu erleichtern, kündige das Spielende etwa 10 Minuten vorher an. Mit einem Wecker kannst du noch zusätzlich verdeutlichen, wann es Zeit zum Aufräumen ist. Und dennoch gehört Unlust manchmal einfach dazu. Den Anlass für das Spielende wie z.B. der geplante Spaziergang oder das bevorstehende Essen zu verdeutlichen kann beim Umgang mit der Unlust hilfreich sein.

4. Unterstütze dein Kind mit klaren Aufträgen

Der Auftrag «Geh dein Zimmer aufräumen!» überfordert Kinder. Um zu verstehen, was sie machen sollen, brauchen sie ganz konkrete Aufträge wie z.B. «Räume alle Bausteine in die große Kiste». Formuliere auch immer nur einen Auftrag und besprecht den nächsten erst, wenn der vorangegangene erledigt ist. Auch kannst du mit gemeinsamen Aufräumphasen gut von einem Auftrag zum nächsten überleiten. So soll dein Kind beispielsweise nach einem gemeinsamen Start die Bausteine aufräumen und dich anschließend zur weiteren Unterstützung holen, ehe du dich kurz vorm Schlussspurt wieder mit einem Auftrag ausklinkst.

5. Erkenne positive Leistungen an und verdeutliche den Nutzen von Ordnung

Aufräumen gehört zum Spielen genauso wie zu unserem Alltag. Deshalb braucht es dafür kein übertriebenes Lob oder gar eine extra Belohnung. Was es aber braucht ist eine Rückmeldung. Versuche dich dabei auf positive Beobachtungen zu konzentrieren und benenne möglichst genau, was dein Kind gut gemacht hat. Hat es von sich aus mit dem Aufräumen begonnen? Hat es alles an seinen Aufräumplatz gebracht? Was hat es alleine geschafft?
Ist es deinem Kind nicht gelungen, für Ordnung im Kinderzimmer zu sorgen, kannst du ihm mit situationsbezogenen Rückmeldungen den Nutzen einer gewissen Ordnung deutlich machen. Findet es z.B. etwas bestimmtes nicht, so muss es eben unter erschwerten Bedingungen suchen. Ist der Weg zum Bett mit zahlreichen Legosteinen gepflastert, kannst du erst dann im Bett eine Geschichte vorlesen, wenn du nicht mehr Gefahr läufst, auf eines der Legosteinen zu treten und dir dabei weh zu tun.

Welche Spiel- und Aufräumregeln helfen deinem Kind, Ordnung zu halten?

Falls du nun eine Aufzählung von Regeln erwartet hast, die das Kinderzimmerchaos deines Kindes / deiner Kinder «Hex hex!» in einen Zustand durchstrukturierter Ordnung im Stil eines großen schwedischen Möbelhauses versetzt, müssen wir dich leider enttäuschen. Nein, nicht leider! Kinderzimmer sind zum Wohnen, Schlafen und Spielen, nicht zum Anschauen da. Sie müssen in erster Linie den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Welche das sind, kannst du selbst am Besten beurteilen. Du kennst dein Kind / deine Kinder am Besten.

  • Du weißt, was ihnen wichtig ist und kannst dies entsprechend berücksichtigen.
  • Du kennst ihre Stärken und kannst daher beurteilen, wo es vielleicht gar keine explizit ausgesprochenen Regeln braucht.
  • Auch weißt du, was ihnen schwer fällt und wo Regeln eine notwendige Orientierung bieten können, es sie vielleicht sogar dringend braucht.
Folgende Fragestellungen sollen dir helfen, passende Regeln für euch und eurem Alltag zu finden:
  • Wo darf gespielt werden?
    Gerade kleine Kinder möchten gerne in Hör- und Sichtweite ihrer Eltern spielen. Sie fühlen sich dort wohl und sicher. Ab dem Kindergartenalter ziehen Kinder sich auch gerne zum Spielen zurück, möchten ohne die elterliche Präsenz im eigenen Zimmer oder draußen spielen.
  • Wie oft muss aufgeräumt werden?
    Müssen die Spielsachen nach Beendigung des Spiels aufgeräumt werden? Sollen die Sachen am Ende des Tages aufgeräumt sein oder reicht es, wenn wöchentlich der aufgeräumte «Urzustand» hergestellt wird, um z.B. saugen und wischen zu können? Gibt es für die Spielecke im Wohnzimmer andere Regeln, wie für das Kinderzimmer? Wie groß darf der Umfang der Aufräumarbeiten werden? Am Ende eines Tages sind diese kleiner als am Ende einer Woche. Wann hat mein Kind die notwendige Energie zum Aufräumen?
  • Wo darf Gebautes stehen gelassen werden?
    Wer stundenlang Bausteine aufeinandergeschichtet hat, möchte das Ergebnis nicht nur kurz bestaunen, sondern vielleicht auch im Licht des nächsten Tages betrachten, anderen Personen zeigen oder möglicherweise weiterbauen. Wo ist das möglich?
  • Wie und wann kaufen wir Spielsachen?
    Die geschaffene Ordnung bzw. der überschaubare Umfang wird schnell wieder zum Chaos, wenn an Festen und zwischendurch fortwährend weitere Spielsachen dazukommen. Überdenke daher euer Konsumverhalten. Sind Spielzeugkäufe eher spontan oder überlegte Kaufentscheidungen? Kaufst du Spielsachen, die sich dein Kind wünscht oder die es gerade «haben will»?

Um im Wortlaut des erwähnten Möbelhauses zu bleiben: Entdecke die Möglichkeiten und Notwendigkeiten in deiner Familie! Findet für euch Regeln, die zu euch passen. Jede Regel sollte einem Zweck dienen und daher hilfreich sein. Tut sie dies nicht, passt sie (nicht mehr) zu euch und sollte abgeschafft oder verändert werden.

Viel Spaß & Erfolg im Challenge-Endspurt. Schön, dass du mitgemacht hast!

Was waren für dich wichtige Beobachtungen und Erfahrungen? Schreib es gerne in die Kommentare.

Deine

Socialitas

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