Haustiere für Kinder
Familie

Haustiere für Kinder – Bereicherung oder Überforderung und Elternfrust?

Viele Kinder wünschen sich ein Haustier. Oder anders formuliert: jedes Kind wünscht sich irgendwann mal ein Haustier. Der Wunsch nach einem Haustier entspringt einem inneren Bedürfnis. Es ist die kindliche Faszination für die Natur und ihrer Begeisterung für die Interaktion mit Tieren. Andererseits richten sich die Wünsche auch nach dem, was Kindern möglich erscheint; etwas, dass sie irgendwo gesehen haben. Hat der Freund oder das Mädchen nebenan ein Kaninchen, ist es nicht mehr weit bis zur Frage »Mama, kann ich auch ein Kaninchen haben?« Ein Besuch beim Reiterhof schürt in vielen kleinen Mädchen den hartnäckigen Wunsch nach einem Pferd. Manche Wünsche sind spontan, manche bleiben länger bestehen. Während die spontanen Wünsche meist ohne weiteres Zutun wieder verschwinden, verlangen hartnäckige Wünsche eine nähere Auseinandersetzung damit.

Geht es dir gerade auch so? Wirst du mit einem wiederholten Haustierwunsch deines Kindes konfrontiert und weißt nicht, wie du damit umgehen sollst?

Haustiere für Kinder

Tiere können eine Bereicherung für Kinder sein. Kinder lernen im Umgang mit ihnen die unterschiedlichen Körpersignale zu deuten und diese zu berücksichtigen. Durch die verschiedenen Aufgaben der täglichen Tierpflege erleben sie sich in einer verantwortungsvollen Rolle. Der Kontakt und die Beziehung zu den Tieren bereitet ihnen Freude, reduziert ihren Alltagsstress und bietet eine emotionale Stütze in schwierigen Situationen. Und dem nicht genug an guten Effekten, wirken sich Tiere auch positiv auf die Gesundheit aus und reduzieren das Risiko, Allergien auszubilden.

Wer wünscht sich das nicht für sein Kind … soziale Kompetenzen, die Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen, emotionale Stabilität und Gesundheit? Sollten wir unseren Kindern daher soweit irgend möglich das Zusammenleben mit einem Haustier ermöglichen?

Nein! Ein Tier ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und kein Coach oder noch schlimmer ein Trainingsgegenstand. Während es den Fußball nicht weiter kümmert, wenn er achtlos in der Ecke liegt, leidet ein Haustier, wenn es nicht mehr die Beachtung und Fürsorge erfährt, die es braucht. Auch dürfen die o.g. positiven Effekte von Haustieren für die kindliche Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Haltung Kinder sehr schnell überfordert. Eine Überforderung, die zu vermeiden wäre. Und so wird aus dem »Nein« ein »Vielleicht« oder gar »Ja«.

Familienhaustier statt eigenes Tier

Kinder sollten keine Haustiere haben, aber sie sollten – soweit möglich – die Chance erhalten mit einem Familienhaustier aufzuwachsen. Ein Familienhaustier gehört nicht einem Familienmitglied, sondern es ist Teil der Familie. Es lebt nicht im Kinderzimmer oder befindet sich in der alleinigen Obhut eines Kindes, sondern es lebt in einem für alle zugänglichen Raum und seine Versorgung wird unter den Familienmitgliedern aufgeteilt. Kinder können so den Kontakt zu Tieren erleben, ohne gleich mit der einhergehenden Fürsorge und Verantwortung überfordert zu werden. Sie können durch die Mithilfe in der Tierpflege beobachten und erfahren, was es bedeutet verantwortlich zu handeln. Und umgekehrt erhält das Haustier Tag für Tag und über die Dauer seines Lebens die Fürsorge, die es braucht, auch wenn das Interesse des Kindes nicht mehr der Anfangseuphorie entspricht.

Denn sind wir mal ehrlich und erinnern uns an eigene Haustiererfahrungen zurück. Landeten eigene Haustiere wie Hamster, Meerschweinchen & Co. nicht irgendwann in der elterlichen Obhut, weil ihre Lebensspanne nicht unserem Interesse an ihnen entsprach? Das Versprechen bei der Anschaffung, uns alleinig und verantwortlich um das Tier zu kümmern, hatten wir in absoluter Aufrichtigkeit und Sicherheit, dies tatsächlich tun zu wollen, gegeben. Doch war uns zu dem Zeitpunkt nicht klar, wie wandelbar das Großwerden ist und wie abrupt vorhandene Interessen schwinden und neue in unser Leben brechen werden. Und dennoch verbinden wir positive Erfahrungen mit unserem damaligen Haustieren und erinnern uns gerne an die Zeit mit »Schnuffi« zurück.

Welches Haustier passt zu uns?

Denkt bei euren Überlegungen zu einem Haustier also über ein Familienhaustier nach. Seht diese Überlegungen als einen Prozess über einen längeren Zeitraum, in dem ihr euch dazu austauscht, welches Lebewesen am Besten zu euch passen könnte. Behandelt eure Gedanken und Wünsche dabei gleichwertig. Es soll ein Haustier für alle werden und alle sollten mit dem neuen Mitbewohner auf Lebenszeit einverstanden sein. Und umgekehrt, solltet ihr mit euren Interessen und Möglichkeiten auch zu dem Tier passen.

Mit folgenden Fragen möchten wir dir diese Überlegungen erleichtern:

Welche Haustierwünsche bestehen in der Familie?
  • Sind das spontane Wünsche (wie z.B. nach einem Besuch bei Freunden) oder besteht der Wunsch schon seit längerem?
  • Welches Bedürfnis / Interesse liegt dem Wunsch zugrunde? Steht dabei die Interaktion mit dem Tier (wie Kuscheln und Spielen) im Vordergrund oder ist es die Faszination des jeweiligen Tieres?
  • Gibt es widersprüchliche Haustierwünsche in der Familie?
  • Bestehen Vorhaltungen oder Ängsten bestimmten Tieren gegenüber?
  • Gibt es Allergien?
Können wir die Bedürfnisse des Tieres grundsätzlich erfüllen?
  • Wollen und können wir uns über die komplette Lebenszeit um das Tier kümmern? So liegen z.B. zwischen der Lebenserwartung eines Hamsters und einer europäischen Landschildkröte knapp 70 Jahre.
  • Welches Wissen über das Tier, seine Haltung und sein Verhalten besteht bereits? Reicht dieses Wissen aus oder sind weitere Informationen notwendig?
  • Welche Haltungsbedingungen braucht das Tier für eine artgerechte Haltung?
  • Können wir diese Haltungsbedingungen erfüllen?
  • Welche Kosten sind mit der Tierhaltung (Tier, Zubehör, Futter, Tierarzt etc.) verbunden?
Können wir die Bedürfnisse des Tieres tagtäglich erfüllen?
  • Haben wir die zeitlichen Kapazitäten und Bereitschaft in unserem Alltag ein Tier zu versorgen?
  • Wer versorgt das Tier im Krankheitsfall oder während dem Familienurlaub?

Was waren für dich wichtige Beobachtungen und Überlegungen in diesem Prozess? Was waren vielleicht rückblickend wichtige Erkenntnisse? Schreib es gerne in die Kommentare.

Deine

Socialitas

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