Erster Wackelzahn – Kommt die Zahnfee auch zu uns?
Plötzlich ist er da, der erste Wackelzahn. Eine aufregende Zeit, in vielerlei Hinsicht und für mehr als nur den zukünftigen Zahnlückenbesitzer. Während sich das Kind über den begonnenen Entwicklungsschritt freut und die erste Zahnlücke herbeisehnt, wird uns Eltern damit auch bewusst, dass das gar nicht mehr kleine Kind nun langsam älter wird. Noch zwischen Freude und Wehmut schwankend, fällt uns ein, dass wir gar noch nicht wissen, wie wir es mit der Zahnfee halten wollen.
Geht es dir auch so? Bist du dir unschlüssig, ob die Zahnfee auch in das Zimmer deines Kindes kommen und den ausgefallenen Zahn unterm Kopfkissen gegen ein Geschenk tauschen soll?
Warum »fremdeln« wir mit der Zahnfee?
Im Gegensatz zu den Weihnachts- und Osterritualen haben wir bei der Zahnfee keine eigenen Erfahrungswerte. Die in Amerika entstandene und zu uns rübergeschwappte Geschichte, ist hierzulande noch ein sehr junger Mythos. Viele kennen inzwischen zwar die Zahnfee, doch der mit ihr verbundene Brauch wird in jeder Familie anders gelebt. Bei den Einen kommt sie nur beim ersten Wackelzahn, bei anderen wird jeder ausgefallene Milchzahn gegen ein Geschenk getauscht. Auch variieren die Geschenke von Süßigkeiten, über Geldmünzen bis zu kleinen oder größeren Spielsachen. Manchmal nimmt die Zahnfee die Zähne mit, in anderen Familien lässt sie den Milchzahn unterm Kopfkissen liegen, so dass er in einer Zahndose aufgehoben werden kann. Kurzum, die Zahnfee macht, was sie will. Mit dieser Vielzahl an Möglichkeiten und ohne die Zahnfee jemals selbst mit Kinderaugen betrachtet zu haben, fällt es schwer, als Eltern zu entscheiden, wie man es mit der Zahnfee halten will.
Was machen Wackelzähne und der Zahnverlust mit Kindern?
Dann lass uns die kindliche Betrachtungsweise gemeinsam nachholen. Was bedeutet der Zahnwechsel für ein Kind?
Für Kinder markiert der Zahnwechsel in erster Linie das »Größer werden«. Sie entwachsen dem »Kleinsein« und entwickeln sich zu einem Schulkind. Die Zahnlücke ist ein für alle sichtbares Zeichen dieses Entwicklungsschrittes. Doch neben all der (Vor-)Freude beinhaltet der neue Lebensabschnitt auch Ungewissheit – »Was wird mich dort erwarten?« Gleichzeitig verlangt die bevorstehende Einschulung, sich vom Kindergarten, einem vertrauten Lebensumfeld, zu verabschieden. Das löst bei Kindern auch Gefühle wie Unsicherheit oder Angst aus. Wie ein locker sitzender Milchzahn »wackeln« sie zwischen den beiden Emotionen hin und her.
Der Wackelzahn steht somit fast sinnbildlich für diese Übergangsphase. Mit freudiger Erwartung wird das Wackeln des ersten Milchzahnes bemerkt. Und doch braucht es einen langen Atem, bis es endlich so weit ist und der Zahn ausfällt. So spannend das Wackeln sein kann, so ungewohnt ist das nun entstandene Gefühl im Mund. Mit der Veränderung fallen gewohnte Handlungen plötzlich schwer, tun womöglich sogar weh. Sich vom Wackelzahn zu trennen ist eine Leistung, die manchmal Mut, manchmal Kreativität und immer Ausdauer verlangt. Und bis der neue Zahn sich zeigt, fehlt etwas, das bisher Teil des Selbst war.
Was brauchen Kinder in der Phase des Zahnwechsels?
Kinder brauchen uns in dieser Übergangsphase ganz besonders. Mal brauchen sie unseren Zuspruch, mal unsere Ruhe, Zuversicht und Gelassenheit. Doch in besonderen Maße brauchen sie, dass wir ihr Bestehen im »Größer werden« sehen und diese ihre Leistung anerkennend würdigen. Dieses Gesehen werden ist für Kinder und ihre Entwicklung bedeutsamer als eine Belohnung in der Form eines Geschenkes.
Neben der ausgesprochenen Würdigung könnte eine Urkunde über die 1. Zahnlücke die Besonderheit dieses Ereignisses unterstreichen.
Anhand einer graphischen Darstellung eines Milchzahngebisses könnten gemeinsam die ausgefallenen Zähne markiert und ggf. mit dem jeweiligen Datum und der Art und Weise, wie der Milchzahn ausgefallen, ausgerissen, ausgebissen oder rausgezogen wurde, versehen werden. Diese Dokumentation finden Kinder ähnlich spannend wie das Festhalten ihres Längenwachstums auf einer Messlatte.
Das Sammeln der Milchzähne in einer kleinen Zahndose ermöglicht, dass die Zähne – die bisher Teil des eigenen Körpers waren – immer noch da sind. Sie können jederzeit betrachtet werden. Das Kind kann zwischen einem Blick zurück (in die Zahndose) und einem Blick nach vorne (in den Spiegel) hin und herwechseln und so die eigene Entwicklung anfassen und begreifen.
Und was ist mit der Zahnfee?
Nun, da sie eh macht, was sie will, können wir sie auch einsetzen, wie wir wollen. Sie ist magisch und fasziniert Kinder daher. Wer will, kann ihr eine kleine Neben- oder Statistenrolle in der Wackelzahnphase zuschreiben. Doch neben dem Protagonisten Kind sind und bleiben die Eltern Hauptcharaktere in diesem Stück Lebensgeschichte.
Wie hast du dich entschieden? Welche Rolle hat die Zahnfee in eurer Familie bekommen? Schreib es gerne in die Kommentare.
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