Nein sagen
Kinder

Nein sagen – Wie Kinder lernen, selbstbewusst eigene Grenzen zu benennen

Selbstbewusst sein, eigene Bedürfnisse benennen und sich behaupten können, all diese Fähigkeiten wünschen wir uns für unsere Kinder … und doch irgendwie auch nicht, nicht in jeder Situation, nicht wenn ihr «Nein» uns gilt. Kennst du diesen elterlichen Widerspruch?

Nein sagen zu können ist ein wichtiges und klares Ziel für die kindliche Entwicklung und damit unsere Erziehung. Und doch hat es nicht immer den Raum im Alltag. Warum ist das so? Warum freuen wir uns über ein zustimmendes «Ja» mehr als über ein klares selbstbewusstes «Nein»? Auf der Suche nach einer Antwort haben wir ganz selbstkritisch den eigenen Familienalltag betrachtet und laut darüber nachgedacht, wie wir ein Nein aus Kindermund erleben → Klick bei min 00:38 rein!

Warum wünschen wir uns Selbstbewusstsein und wollen doch kein «Nein»?

Was macht es uns so schwer, Kinder im Alltag bei der Benennung eigener Grenzen zu unterstützen. Warum wünschen wir uns selbstbewusste Kinder, wollen das damit einhergehende «Nein» aber oft nicht hören? → Klick bei min 07:28 rein!

  • Es ist unbequem und erschwert oft Abläufe – erst recht bei Zeitdruck
  • Es bringt verschiedene Interessen bzw. unterschiedliche Positionen zum Ausdruck.
  • Oft torpediert es die eigenen Pläne in der Organisation des Alltags.
  • Während ein «Ja» positiv besetzt ist, empfinden wir ein «Nein» als Ablehnung.
  • Ist es ein bewusstes Nein, das ein Bedürfnis, Gefühl oder Wunsch zum Ausdruck bringt? Oder ist es z.B. im Trotz gesprochen?

Wie können wir Kinder lernen, selbstbewusst eigene Grenzen zu benennen?

Wie können wir Kindern vermitteln, klar eigene Grenzen zu benennen und diese argumentativ zu vertreten? Wir haben einige Tipps dazu für dich zusammengetragen → Klick bei min 17:29 rein!

  • Nimm ein «Nein» deines Kindes wahr, halte kurz inne, erspüre seine Position indem du dich gedanklich kurz in seine Lage versetzt. Wie nimmst du die Situation aus seinem Blickwinkel wahr?
  • Was in der Situation selbst keine Berücksichtigung findet, braucht zu einem anderen Zeitpunkt Raum. Betrachtet die Situation später nochmal mit Abstand. Manches wird dann greifbarer als in der eigentlichen Situation.
  • Sei ein Vorbild. Lebe deinem Kind vor, wie du sowohl mit Erwachsenen als auch in der Kommunikation mit ihm ein «Nein» kommunizierst. Benenne klar und ruhig, wenn du etwas nicht willst und begründe deine Entscheidung.
  • Reflektiere auf welche Art und Weise du ein «Nein» kommunizierst.
  • Betrachte unterschiedliche Meinung als etwas normales. Etwas unterschiedliches zu wollen ist ganz alltäglich.
  • Geht in gemeinsamen Auseinandersetzungen respektvoll miteinander um.
  • Gib dem Bedürfnis deines Kindes in der Situation Raum. Überlegt gemeinsam oder schaue selbst, wie dieses Bedürfnis auf andere Weise oder zu einem anderen Zeitpunkt erfüllt werden kann.
  • Entwickelt gemeinsam mögliche Strategien, wie eine Situation mit wiederkehrenden Konflikten zur Zufriedenheit aller gestaltet werden kann.
  • Nutze den Familienalltag als ein tolles Lernfeld. Hier kann dein Kind diese Fertigkeit lernen, üben und erproben, um sie später auch in anderen Lebensbereichen anwenden zu können.
  • Bekräftige und ermutige dein Kind eigene Grenzen zu benennen.
  • Unterstütze dein Kind in der Situation, seine Position / Beweggründe zu erspüren und damit auch benennen zu können.

Es ist nicht leicht, im Gegenteil. Insbesondere dann nicht, wenn das «Nein» sich an einer Stelle im Familienalltag Raum nimmt, wo kein Platz dafür (vorgesehen) ist. Doch es ist so unglaublich lohnend. Kinder lernen so nicht nur eigene Grenzen zu benennen und sie selbstbewusst zu vertreten. Sie lernen auch Kompromisse zu schließen. Dafür ist es zunächst wichtig zu wissen, was man will, was man nicht will und die Fähigkeit, sich selbstbewusst abgrenzen zu können. Erst dann können sie im nächsten Schritt in den Austausch mit dem erwachsenen oder kindlichen Gegenüber gehen und gemeinsam einen Weg finden, der die verschiedenen Positionen berücksichtigt bzw. zusammenführt und damit für beide gangbar ist. Und manchmal, wenn es kein zusammen gibt, braucht es eine Portion Akzeptanz für die Unterschiedlichkeit der Positionen.

Wir hoffen, du konntest hier ein paar Anregungen mitnehmen, die es dir ermöglichen, ein «Nein» deines Kindes auch mal anders zu betrachten, etwa so: «Okay, also jetzt noch eine kleine Praxisübung im Nein-sagen!» 😉

Deine

Socialitas

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