Hausaufgaben - Wie gestalten?
Kinder

Hausaufgaben – Wie gestalten?

Die ersten Hausaufgaben der ABC-Schützen löst bei uns Eltern unzählige Fragen aus: Versteht mein Kind den Schulstoff und die Aufgabenstellungen der Hausaufgaben? Weiß es was es zu tun hat? Welche gemeinsamen Regeln stellen wir für die Hausaufgaben auf?
Wie kann ich mein Kind angemessen unterstützen? Wie viel Hilfe braucht mein Kind? Wo mische ich mich ein? Wo halte ich mich zurück? Gleichzeitig pflegen wir nicht mehr den engen Kontakt wie in der Kita, in der beim Bringen und Abholen kurze Tür- und Angelgespräche möglich waren. Wir hoffen, dass es mit den organisatorischen und schulischen Anforderungen umgehen kann, dass es motiviert bei der Sache bleibt und mit möglichen Rückschlägen umgehen kann.

Geht es dir auch so? Setzt du dich gerade auch mit unzähligen Fragen zur Schule und Hausaufgaben deines ABC-Schützens auseinander? Einige dieser Fragen zu den Hausaufgaben möchten wir hier aufgreifen und beantworten.

Wann macht mein Kind Hausaufgaben?

Jedes Kind und jeder Familienalltag ist anders, wodurch auch der passende Hausaufgabenzeitpunkt für jedes Kind bzw. jede Familie ein anderer ist.

Die einen Kinder kommen voller Schwung aus der Schule und haben die erforderliche Energie und Motivation ihre Hausaufgaben gleich zu machen. Alles ist noch ganz präsent und der Zugang zu den einzelnen Aufgaben dadurch leicht. Für andere Kinder ist es wichtig, dass sich Phasen der Konzentration und Anstrengung mit regelmäßigen Pausen abwechseln. Ihnen tut etwas zeitlicher Abstand zum Schultag gut, um beim Spielen oder Mittagessen neue Energie für die Hausaufgaben zu tanken.
Ähnliches gilt für den Familienalltag. Je nach Arbeitszeiten der Eltern, Schul- und Betreuungszeiten der Kindern und verschiedener Aktivitäten bzw. Verpflichtungen einzelner Familienmitglieder sieht der Alltag in jeder Familien etwas anders aus. Findet heraus, zu welcher Zeit euer Familienalltag gute Rahmenbedingungen für die Erledigung der Hausaufgabe bietet

  • Zu welcher Zeit herrscht wenig Aktivität bzw. «Bewegung» – beispielsweise durch Kommen und Gehen – in eurem Alltag, so dass sich dein Kind auf die Hausaufgaben konzentrieren kann?
  • Wann hat ein Elternteil Zeit, die Erledigung der Aufgaben unterstützend zu begleiten? Im weiteren Verlauf werden wir noch näher darauf eingehen, was mit unterstützender Begleitung gemeint ist.
Wo macht mein Kind Hausaufgaben?

Ähnlich wie beim Zeitpunkt bietet es sich auch beim Ort an, einen geeigneten und festen Arbeitsplatz festzulegen. Ein heller Platz, der eine ruhige Atmosphäre und wenig Ablenkung bietet, wirkt sich unterstützend auf die Konzentration aus.

Alles klar, ein Schreibtisch ins Kinderzimmer gestellt und fertig. Schön wäre es! Doch auch hier gibt es keine Patentlösung. Für einige Kinder mag das genau die richtige Lösung sein, nämlich all jene, die bereits eine gelingende Arbeitshaltung und große Sicherheit bei den einzelnen Aufgaben haben. Braucht das Kind jedoch mehr Unterstützung, würde der Arbeitsplatz im Kinderzimmer schnell zu einer Dauerpräsenz der Eltern führen, die dem Kind wiederum den Freiraum zur selbständigen Erledigung ihrer Aufgaben nehmen würde. Nur all zu leicht wird die Anwesenheit und unterstützende Hilfestellung der Eltern von den Kindern als Druck und Bevormundung empfunden, gegen die sie sich dann zu erwehren versuchen. Ehe man sich versieht, befindet man sich schon in den befürchteten Diskussionen um die Erledigung der Hausaufgaben.

Eine mögliche Alternative zum eigenen Schreibtisch im Kinderzimmer bietet der Esstisch. Hier kann das Kind im Beisein eines Elternteiles seine Hausaufgaben machen ohne sich all zu stark kontrolliert zu fühlen. Um dies zu gewährleisten, ist es hilfreich, sich als Eltern selbst einer Tätigkeit zu widmen, welche die eigene Aufmerksamkeit verlangt, es aber auch zulässt, auf Fragen des Kindes einzugehen. Bei dieser Vorgehensweise schlägst du quasi drei Fliegen mit einer Klappe. Du lebst deinem Kind eine fokussierte Arbeitshaltung vor, gibst ihm Freiraum für ein selbstwirksames Erleben der Hausaufgabensituation und bist dennoch für mögliche Hilfestellungen greifbar … ein bisschen der tapfere-Schneiderlein-Move 😉

Wie macht mein Kind Hausaufgaben?

Aller Anfang ist schwer. Doch ist dieser erst einmal gemacht, ist der Rest oft gar nicht mehr so mühevoll. Für Kinder ist nicht nur die Schule sondern auch die Hausaufgaben etwas Neues und damit Besonderes. Sie haben in der Schule Neues gelernt, von dem sie gerne berichten und (bei den Hausaufgaben) zeigen möchten. Interessiere dich dafür! Lass dir von der Schule erzählen. Lass dir zu Beginn der Hausaufgaben zeigen, was dein Kind am heutigen Tag gelernt hat. Teile seine Begeisterung mit ihm und spreche ihm Mut zu, wenn etwas nicht gleich auf Anhieb geklappt hat.

Nutze diesen Austausch, um dir auch die verschiedenen Aufgaben zeigen zu lassen. Diese wurden in der Schule ausführlich vorbesprochen, so dass die Kinder – soweit sie aufgepasst haben – sehr genau wissen, was sie wie machen sollen. Legt gemeinsam die Reihenfolge der Bearbeitung fest – je nachdem von schwer zu leicht oder von leicht zu schwer – und hilf deinem Kind für sich eine passende Arbeitsorganisation zu finden. Dazu gehört auch die Vorbereitung. Liegen bereits alle erforderlichen Arbeitsmaterialien wie Federmäppchen und Arbeitsblätter auf dem Platz, unterbricht eine spätere Suche danach nicht die Konzentration.

Ziehe dich dann etwas zurück und lasse deinem Kind den Freiraum, sich selbst und dir zu zeigen, was es schon alles kann. Greife nur da ein, wo dich dein Kind um Hilfe bittet oder biete deine Hilfe dort an, wo du den Eindruck hast, dass dein Sohn / deine Tochter nicht weiterkommt. Gib ihm auch nur so viel Hilfestellung, wie es in der Situation braucht, um vielleicht sogar selbst auf die Lösung zu kommen. Hier gilt das Prinzip: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Welche Rolle habe ich bei den Hausaufgaben meines Kindes?

Für Kinder ist die beginnende Schulzeit ein wichtiger Schritt in Richtung Selbständigkeit. So bekommen sie z.B. mit den Hausaufgaben Aufgaben übertragen, die sie nicht nur erledigen sollen, sondern mit denen man ihnen zutraut, dass sie etwas Neu-erlerntes auch alleine anwenden können. Per se ist das für Kinder etwas unglaublich tolles.

Für Eltern bedeutet das im Umkehrschluss, dass sie diesen Prozess der zunehmenden Selbständigkeit ihres Kindes nur durch die Gewährung des erforderlichen Freiraums begleiten können. Das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen ist ähnlich wie Fahrradfahren lernen. Kindern zu zeigen wie es geht, ersetzt nicht deren eigenes Ausprobieren, Scheitern und Weiterprobieren, um irgendwann den Bogen raus zu haben. Und wir Eltern? Wir stehen dabei, sind begeistert, wenn sich erste Erfolge abzeichnen, trösten, wenn sie hingefallen sind, sind zuversichtlich und sprechen Mut zu, es erneut zu probieren und jubeln gemeinsam mit unseren Kindern, wenn es klappt. So verhält es sich auch bei den Hausaufgaben.

  • Schaffe für dein Kind gute Rahmenbedingungen, in denen es ihm leicht fällt, sich auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren.
  • Zeig Interesse für all die neuen Dinge, die es lernt.
  • Gehe mit Fehlern wertfrei um. Fehler sind nicht schlimm, sie gehören zum Lernen dazu. Eine Hausaufgaben muss nicht fehlerfrei / perfekt sein!
  • Unterstütze dein Kind bei Verständnisschwierigkeiten oder wenn es frustriert ist. Sei zuversichtlich, wenn es dein Sohn / deine Tochter gerade nicht ist. Motiviere es oder gib ihm leichte Hilfestellungen für die Lösungssuche, aber gib keine Lösungen / Antworten vor.
  • Freu dich gemeinsam mit deinem Kind über eine gelungene Hausaufgabe, die vollbrachte Anstrengung oder das Durchhaltevermögen bei einer herausfordernden Aufgabe.

Gelingt es uns, die Hausaufgaben als eine Aufgabenstellung unserer Kinder zu sehen, ihnen ihre Erledigung zuzutrauen und sie selbstbestimmt agieren zu lassen, löst das nicht nur viel Druck und Zwang bei unseren Kindern, sondern auch bei uns Eltern. Ein schöner und befreiender Zustand für alle Beteiligten!

Im nächsten Blogartikel möchten wir daher das Thema Fehler und unseren Umgang mit ihnen noch näher betrachten.

Deine

Socialitas

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