Taschengeld – ab wann und warum?
Fragst du dich auch, woran du erkennst, dass dein Kind alt genug für das Thema Taschengeld ist?
Kinder lernen noch bevor sie ein Verständnis für Zahlen entwickeln, dass die klappernden Münzen und bunte Papierscheine etwas Besonderes sind. Sie beobachten wie wir es sorgsam in Geldbeuteln und Spardosen aufbewahren und wie wir Dinge damit kaufen. Neben dieser besonderen Aura wird Geld auch mit Macht verknüpft. Wer Geld hat, kann entscheiden, für was er es ausgibt. Mit Geld kann man Wünsche erfüllen. Etwa im Alter von vier bis fünf Jahren verstehen Kinder zunehmend was Geld ist und greifen ihre Beobachtungen im Spiel auf. Ohne die komplizierte Beziehung zwischen Ware, Bezahlung und Wechselgeld zu erfassen, erleben und üben sie z.B. beim Rollenspiel im Kaufmannsladen das Einkaufen. Ganz simpel Ware gegen Geld. Das echte Geld bleibt im Vorschulalter aber noch abstrakt.
Bedeutet das, dass Kinder erst im Grundschulalter und dem vermittelten Rechenkompetenzen Taschengeld bekommen sollten?
Nein, im Umgang mit Geld geht es um mehr, als die praktische Anwendung von Grundrechenarten.
Warum brauchen Kinder Taschengeld?
Gerade weil Geld ein Mittel ist, um sich Wünsche oder vermeintliche Wünsche zu erfüllen, laufen wir leicht Gefahr uns zum Kauf verführen zu lassen … die Werbung und unsere Konsumgesellschaft baut auf der Verbindung von Wünschen und Geld auf. Wollen wir unsere Kinder dabei unterstützen ein finanzielles Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, müssen wir ihnen gerade in diesem Spannungsfeld eigene Erfahrungen machen lassen. Wird beispielsweise das Taschengeld für den ersten großen Lutscher ausgegeben, der auf Augenhöhe und kunterbunt in Szene gesetzt danach schreit, JETZT gelutscht zu werden, bleibt keine Geld mehr für das Lieblingseis. Ja, alles Taschengeld wird erstmals fast ausschließlich für Süßkram ausgegeben, doch das Lernfeld ist damit nicht weniger klein.
- Kinder lernen den Wert von Geld kennen
50 Cent reichen für einen Lolli, aber nicht für eine Kugel vom Lieblingseis.
- Kinder lernen eigene Begehrlichkeiten zu reflektieren und mit ihnen umzugehen
»Stürze ich mich auf die erste Kaufverlockung, habe ich keine Geld mehr für mein eigentliches Kaufvorhaben.«
- Kinder lernen eigene Kaufentscheidungen zu treffen
Nicht alle Wünsche lassen sich mit dem Taschengeld erfüllen. So lernen Kinder Kaufentscheidungen zu treffen und die Folgen dieser Entscheidung zu tragen. »Was ist mir wichtig?«
Umgang mit Geld im Familienalltag
Die eigenen Erfahrungen im Umgang mit Geld sind für Kinder ein aber nicht das einzige Lernfeld. Kinder lernen durch Beobachtung und so ist es wichtig, ihnen anhand der eigenen Kaufentscheidungen zu zeigen, wie man mit Geld umgeht.
- Wie teilen wir unser Geld ein?
- Wie gehen wir mit Begehrlichkeiten um? Kaufen wir Dinge, weil wir sie brauchen, weil wir sie uns wünschen oder weil wir gerade Lust drauf haben?
- Wonach richten wir unsere Kaufentscheidungen aus?
So wie ein Kind nur dann irgendwann Fahrradfahren kann, wenn es die Möglichkeit zum Üben erhält, so kann ein Kind nur lernen mit Geld umzugehen, wenn Geld ein Teil seiner Lebenswirklichkeit ist – Geld als Thema im Familienalltag und dann auch die eigenen Erfahrungen im Umgang mit Geld.
Ab wann Taschengeld?
Der Zeitpunkt, ab wann du deinem Kind erstmalig Taschengeld gibst, sollte von seinem Interesse für dieses Thema abhängen. Wie sehr weckt ein Gespräch über Geld seine Aufmerksamkeit? Wie reagiert es, wenn du ihm bei einem Wunsch nach einer Süßigkeit oder einem Spiel erklärst, dass es dafür das Taschengeld gibt? Dränge deinem Kind Taschengeld nicht auf. Unterbreite ihm diesen Vorschlag und lasse es selbst entscheiden, wann es das haben möchte.
Wie viel Taschengeld zum Einstieg angemessen sind und was beim Thema Taschengeld noch zu beachten ist, greifen wir beim nächsten Mal auf.
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